Erinnerungskultur des 20. Jahrhunderts in Polen und Deutschland – Teil 4

Architektur ist ein sichtbares Medium des kollektiven Gedächtnis­ses, das der Konservierung und Repräsentation der Erinnerung im öffentlichen Raum dient. Sowohl in Polen als auch in Deutschland sind Diskurse über Architektur hoch aktuell und gesamtgesell­schaftlich relevant. Institutionen wie das Museum des Warschauer Aufstandes oder das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin belegen die gegenwärtige Bedeutung architektonischer Konzepte als sehr wichtiger Bestandteile der Erinnerungs­institutionen innewohnenden inhaltlich-‑emotionalen Botschaft.

Davon ausgehend ergeben sich verschiedene Fragen, die den Leitfaden der Diskussionen, Vorträge und thematischen Rundgänge durch gewählte Stadtteile und Institutionen im Rahmen der Seminarreihe darstellen: Wie kann man (diese) Bauwerke lesen/interpretieren? Welche Tendenzen werden im Kon­text der architektonisch-urbanistischen Entwicklung(en) in Polen und Deutschland (im Zeitverlauf) sichtbar? Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede bestehen bei der Konzeption von Bauwerken, die der Erinnerung in den beiden Ländern dienen? Wie integrieren sich die (entstehenden) Erinnerungsinstitutionen in das architektonische Gesamtbild der Städte? Wie geht die lokale Bevölkerung mit den be­stehenden bzw. geplanten Bauwerken in ihrer Umgebung um?

Ein zentrales Ziel der Seminarreihe ist außerdem die Wahrnehmung und Berücksichtigung unterschiedli­cher Perspektiven der jeweils anderen – deutschen bzw. polnischen – Seite in Bezug auf die Auseinan­dersetzung mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts und den damit verbundenen Identitätsbildern sowie Visionen der Erinnerungskultur.

Im Rahmen der Seminarreihe werden wir verschiedene, auch weniger bekannte Arbeits- und Lernmethoden an­wenden. Dabei geht es nicht lediglich um eine passive Wissensreproduktion, sondern auch um Kreativität und Interaktion. Deshalb sind wesentliche Bestandteile un­seres Projektes u.a. die Arbeit mit Fotokameras, Grup­pendiskussionen, Beobachtungen sowie der Austausch und die Reflektion Eurer Eindrücke und Erkenntnisse.

Während unserer gemeinsamen deutsch-polnischen Architekturreise möchten wir Euch ausdrücklich zum Fotografieren und Festhalten von Euren Impressionen ein­laden. Daraus entsteht anschließend eine vielseitige und multiperspektivische Gale­rie der bemerkenswertesten Etappen des Projekts! Weiterführende Informationen: www.erinnerungskultur.pl

Aus der Seminarreihe ist die interaktive Publikation Architektur der Erinnerung. Interkulturelle Bildungsmaterialien für Jugendbegegnungen entstanden. Sie umfasst eine Sammlung von 10 Szenarien für Jugendliche im Alter zwischen 14 und 19 Jahren. Die Szenarien können entweder zur abwechslungsreichen Gestaltung des Geschichtsunterrichts in der Schule oder von Bildungseinrichtungen aller Art als Workshop-Materialien eingesetzt werden, insbesondere im Rahmen von internationalen Jugendaustauschprojekten und interkulturellen Begegnungen. Weiterführende Infromationen: http://www.architekturapamieci.pl/pl/index.html