„Osteuropa in Bewegung“ in Torun, 2006

von Natascha Ivanova, Berlin

 

Das war eine tolle Zeit mit Euch in Polen liebe Agnieszka, Andrej, Miriam, Adam, Sabina, Alicja, Renata, Natalia, Dmytro, Yevheniya, Viktoriya, Anne, Lydia und Robert!

Ich freue mich sehr, dass ich Euch alle kennenlernt habe und dass ich am Seminar teilgenommen habe.

Für mich war es die erste Reise nach Polen in meinem Leben. Sie begann spannend, wie es mir oft bei der Einreise in ein fremdes Land passiert. Die polnischen Grenzbeamten waren ziemlich irritiert von einem russischen Mädchen, das auf ihre Fragen auf Russisch (Respekt!) stur auf Polnisch geantwortet hat. Ein Mädchen aus Kasachstan mit zwei Visa: eines für Deutschland und eines für Polen. „Was möchten Sie denn in Polen?“ fragten sich die Männer mit dem Helm auf dem Kopf. Klare Antwort: zu unserem Jugendseminar.

Länderabend Nachdem sich ihre Irritationen wieder halbwegs gelegt hatten, gaben sie mir meinen Pass zurück und wünschten mir eine gute Weiterfahrt. Etwa fünf Stunden später kam, nachdem ich noch in Poznan umgestiegen war, in Torun an. Torun ist eine schöne Stadt, die mich positiv überrascht hat. Jeden Tag schien die Sonne, immer blauer Himmel und die Altstadt ist wunderschön: empfehlenswert!

Insgesamt 15 junge Leute aus 3 Ländern waren das, die an einem Thema interessiert sind: Migration. Alle haben sich auf den Weg nach Polen gemacht. Für die ukrainische Gruppe war es eine ganz lange Reise, aber sie haben sie gut überstanden. Es war eine interessante Gruppe und ich möchte sie gerne vorstellen: Ich fange mit der Ukraine an. Der Organisator von der ukrainischen Seite war Andrej, der meistens in der Rolle des „Paparazzi“ war und deswegen selten auf den Fotos zu sehen ist. Andrej ist Softwareentwickler und Kollegiat am Theodor-Heuss-Kolleg. Dmytro ist ein neuer Gucci, da bin ich fest von überzeugt. Er ist Student aus Poltawa, ein talentierter junger Modedesingner, der bereits in der Ukraine bekannt ist, gut Deutsch kann und Kollegiat am Theodor-Heuss-Kolleg war. Yevheniya ist eine zukünftige Deutschlehrerin. Sie ist ein sehr nettes und ein sehr mutiges Mädchen. Sie war eine der Studenten aus der kleinen Stadt Sumy, die zu Fuß nach Kiew gegangen sind, um dort die orangene Revolution zu unterstützen. Natalia wird Ärztin. Sie hat aber schon immer eine Affinität für Deutschland gehabt und pflegt und entwickelt ihre Deutschkenntnisse. Viktoria studiert zur Zeit in Chemnitz, sieht ihre Zukunft jedoch in der Ukraine.

Alle auf einmalIm Gespräch mit den Studenten aus Polen konnte ich meine Polnischkenntnisse einüben. Heraus kam eine zum Teil lustige Mischung aus Russisch und Polnisch. Es ging aber bestens und war immer lustig: mit Renata, einem klugen Mädchen, das Germanistik studiert und das ein sehr stark entwickeltes Heimatgefühl hat, mit Agnieszka, Organisatorin der polnischen Seite, die in Torun studiert und sich viel Mühe gegeben hat, dass das Seminar auch so läuft, wie sie sich das vorgestellt hat. Ich freue mich, dass sie im nächsten Semester an meiner Universität in Potsdam studieren wird! Bis bald, Agnieszka! Adam ist ein sehr interessanter junger Mann. Er studiert in Warschau, spricht perfekt Russisch und Deutsch und hält Deutschland für seine zweite Heimat, weil er dort eine lange Zeit verbracht hat und sich dort wohl fühlt. Alicja studiert Jura in Torun und hat einen deutschen Nachnamen, weil ihr Opa ein Deutscher war. Sabina ist noch sehr jung, bereitet gerade ihr Abitur vor und überlegt gerade, was sie werden möchte und studieren will. Viel Erfolg!

Zu der deutschen Gruppe gehörten die kritische Anne aus Leipzig, Lydia, die gerade in Torun ihr Auslandssemester absolviert, Robert, der immer gut drauf und am lächeln war und ich, eine Russin aus Kasachstan, die aber seit drei Jahren in Berlin lebt und in Potsdam studiert.

Zwei von drei Organisatoren Die Organisatorin von der deutschen Seite war Miriam, die ich von der Vereinsversammlung der „Jugend bewegt Europa“ kenne und die in Chemnitz studiert.

Die Organisatoren des Seminars waren einfallsreich – Spiele, Workups, unendlich viele Ideen und unerschöpfliche Kreativität. Und es ging immer um Fragen der Migration in unseren drei Ländern Deutschland, Polen und Ukraine. Es wurde ein Vertreter einer NGO eingeladen, um über die Situation in Polen zu berichten.

Schön und sehr lustig war der Abschiedsabend in der Kneipe, wo sich Anne und Robert recht spannende Spiele ausgedacht haben, sowie das wilde Tanzen in der Jugenddiskothek, wo der Mix aus der polnischen Ska-Musik einfach nur super war.

Ein Wiedersehen ist bereit besprochen worden – Renata hat vorgeschlagen, dass wir uns an der Ostsee treffen. Ich hoffe, das Wiedersehen findet wirklich statt. Bis bald, ihr Lieben!

Fazit: Wir haben Vorteile und Nachteile der Migration in Torun besprochen und durchdiskutiert. Kurz nach meiner Rückkehr nach Berlin, als die Eindrücke vom Seminar noch ganz frisch waren, fuhr ich in einer Straßenbahn durch die Stadt und empfand das Gefühl des absoluten Glückes: Ich fahre durch die kleinen Straßen in Berlin-Prenzlauer Berg, die Straßenbahn klingelte fröhlich, die Sonne blinzelte in die Fenster rein. Und ich, eine russische Studentin, fahre zu meinem Praktikumsplatz, an dem ich osteuropäischen Berufseinsteigern behilflich sein kann, ihre Berufschancen zu verbessern. Ist es kein Grund zufrieden zu sein? Doch, ich bin zufrieden, fühle mich nützlich und ich bin zu Hause. Und das ist gut so, wie der Berliner Bürgermeister mal sagte.